Klimawandel, Nachhaltigkeit, Energieeffizienz – Architekten sehen sich heutzutage mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Wie lassen sich Gebäude und Räume realisieren, die in technischer, wirtschaftlicher und funktionaler Hinsicht überzeugen und zudem noch attraktiv sind? Die Newsletter-Redaktion hat mit der Münchner Architektin Antje Bulthaup gesprochen.

Die Architektin Antje Bulthaup verbindet Tradition und Moderne.

Frau Bulthaup, wie verbinden Sie Funktionalität und Ästhetik in Ihren Entwürfen, um einzigartige und ansprechende Gebäude zu schaffen?
Funktionalität und Ästhetik sind für mich untrennbar miteinander verbunden.
Ich setze auf klare, durchdachte Strukturen und Materialgerechtigkeit, sodass Gebäude durch ihre Einfachheit eine zeitlose Schönheit ausstrahlen und gleichzeitig effizient funktionieren. Dabei greife ich oft ortstypische Bauweisen oder Details auf und interpretiere sie neu, um eine feine Verbindung zwischen Tradition und Moderne zu schaffen.
Welche Materialien und Technologien verwenden Sie bevorzugt in Ihren Projekten? Kommen neue Technologien wie digitale Planung, 3D-Druck und intelligente Haustechnik zum Einsatz?
In meinen Projekten bevorzuge ich nachhaltige Materialien wie Holz und nachwachsende Rohstoffe und plane ausschließlich digital in 3D (BIM). Wichtiger als überladene Technik sind gut durchdachte Konstruktionen und Grundrisse. Ich vermeide überkomplexe Haustechnik, da sie häufig ineffizient und störanfällig ist.
Inwiefern beeinflussen aktuelle ästhetische Trends und Entwicklungen in der Architektur Ihre Arbeit und Designs?
Trends beeinflussen meine Arbeit nur bedingt. Ich orientiere mich an einer Architektur, die auf Langlebigkeit und Funktionalität ausgerichtet ist, statt aktuellen Entwicklungen zu folgen. So entsteht eine Gestaltung, die auch in Zukunft relevant bleibt.
Wie definieren Sie Minimalismus in der Architektur und wie setzen Sie dieses Konzept in Ihren Projekten um?
Minimalismus bedeutet für mich die Reduktion auf das Wesentliche, wobei Qualität und Funktionalität immer erhalten bleiben. In meinen Projekten setze ich auf klare Strukturen, nachhaltige Materialien und eine zeitlose, harmonische Ästhetik, die sich in den lokalen Kontext einfügt. Der bewusste Einsatz regionaler Materialien und Handwerkstraditionen trägt dazu bei, sowohl nachhaltige als auch wirtschaftliche Lösungen zu realisieren.
Welche Strategien und Technologien setzen Sie ein, um die Energieeffizienz Ihrer Gebäude zu maximieren?
Für die Maximierung der Energieeffizienz plane ich mit gut isolierten, passivhausähnlichen Konstruktionen und setze auf erneuerbare Energien sowie natürliche Belüftungs- und Heizsysteme, um Gebäude möglichst autark zu gestalten.
Steigende Preise, Liefer- und Personalengpässe erschweren immer öfter die Umsetzung von Projekten. Wie bewältigen Sie diese Hürden?
Diese Herausforderungen erfordern ein Umdenken hin zu einfacheren, ressourcenschonenden Bauweisen. Durch den Einsatz nachhaltiger, regionaler Materialien wie Holz reduziere ich Abhängigkeiten von globalen Lieferketten. Eine effiziente, materialgerechte Konstruktion minimiert Kosten und steigert die Energieeffizienz, wodurch Gebäude langfristig wirtschaftlich bleiben. Personal- und Lieferengpässe machen die Prozesse komplexer, bestärken aber meinen Ansatz, mit bewährten, handwerklich umsetzbaren Lösungen zu arbeiten – anstatt auf übertechnisierte Systeme zu setzen, die fehleranfällig und wartungsintensiv sind.
Wie, glauben Sie, sieht die Architektur der Zukunft aus?
Die Architektur der Zukunft wird sich verstärkt auf Regionalität, Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft fokussieren müssen. Nachwachsende Materialien wie Holz gewinnen an Bedeutung, und energieeffiziente, autarke Gebäude werden zur Norm. Das Konzept des kreislaufgerechten Bauens – also die Wiederverwendung von Materialien – reduziert Abfall und macht Gebäude langfristig nachhaltiger. Der demografische Wandel fordert flexible Wohnkonzepte, die sich an veränderte Bedürfnisse anpassen lassen. Während die Globalisierung den Austausch bewährter Bauprinzipien fördert, wird Architektur zunehmend lokaler und spezifisch auf die Gegebenheiten vor Ort zugeschnitten.
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Frau Bulthaup!