Senioren-WGs sind im Kommen.

2030 wird jeder vierte Deutsche über 65 Jahre alt sein. Angesichts des demografischen Wandels boomen alternative Wohn- und Lebenskonzepte, denn die jungen Alten von heute und morgen bleiben länger fit und möchten sich aktiv in eine Gemeinschaft einbringen.

Selbstbestimmtes Wohnen im Alter.

Keiner will alt sein, doch jeder will alt werden – ein Paradoxon, das für die heutigen Senioren immer mehr zur Realität wird. Die Menschen leben immer länger und es geht ihnen dabei auch immer länger gut. Dies ergab die Berliner Altersstudie II (BASE II): Die zum Zeitpunkt der Studie 75-Jährigen erwiesen sich als geistig und körperlich fitter als ihre Altersgenossen vor 20 Jahren. Auch Wohlbefinden und Zufriedenheit sind gestiegen, ergab die Studie von 2015 im Vergleich zur Altersstudie I (BASE) von 1990 bis 1993. Die verbesserte körperliche Gesundheit führt zu einer höheren Selbstständigkeit.

Dies gilt erst recht für die Generation der Babyboomer, die nun allmählich in die Jahre kommt. Im Jahr 2030 wird jeder vierte Deutsche über 65 Jahre alt sein, und viele dieser jung gebliebenen Alten denken nicht daran, einmal ins Heim zu gehen. Statt auf Standardversorgung setzen sie auf individuelle Lebensgestaltung. Die Nachfrage nach neuen, selbstbestimmten Wohnformen in Senioren-WGs oder Mehrgenerationenhäusern bis hin zu Wohndörfern für Senioren wächst stetig.

Mit den modernen Wohn- und Lebenskonzepten der Generation 60 plus beschäftigt sich die auf Umfragen beruhende forsa-Studie „Wohnen im Alter“ im Auftrag von Vivir, einer Firma, die sozialverträgliche Mehrgenerationen-Wohnparks entwickelt, im Rahmen des Projekts „Vivienda“.  Auf die Frage, welche Aspekte im Alter wichtig sind, gaben 88 Prozent der Studienteilnehmer an, dass sie ihr Leben genießen möchten. 64 Prozent möchten neue Hobbys entdecken, 58 Prozent wollen neue Freundschaften schließen und sich in eine Gemeinschaft einbringen, in der man sich gegenseitig im Alltag unterstützt, anstatt in fortgeschrittenem Alter zu vereinsamen.

Viele Senioren suchen die Gemeinschaft.

Die kontaktfreudigen Senioren sind auch bereit, bestimmte Dinge mit anderen zu teilen: 77 Prozent der Teilnehmer würden den Garten mit anderen teilen, 65 Prozent den Sport- und Fitnessraum, 44 Prozent die Waschmaschine und immerhin 37 Prozent das Auto. Ein großer Vorteil, denn gemeinsame Anschaffungen bringen Ersparnis und gleichen die Mehrkosten für Gemeinschaftsräume und -flächen in Senioren-WGs aus. Neben dem Leben in Gemeinschaft stehen gemeinsame Aktivitäten und gewisse Serviceleistungen für die jungen Alten im Zentrum eines nicht nur längeren, sondern auch besseren Lebens. Dazu gehören Angebote im Sport- und Freizeitbereich sowie Veranstaltungen, Vorträge und Happenings.

Hoch im Kurs stehen bei den Befragten auch Aspekte wie Sicherheit und Komfort. Dazu zählt eine gute Infrastruktur. Ärzte und Einkaufsmöglichkeiten sollen in erreichbarer Nähe sein und es ist eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel wichtig. Grundstein einer selbstbestimmten Lebensführung sind für 90 Prozent der Studienteilnehmer eine altersgerechte Ausstattung, Barrierefreiheit sowie individuelle Serviceleistungen. Wenn die Gebrechen zunehmen, kann die WG einen ambulanten Pflegedienst zur Unterstützung engagieren.

Gemeinsame Wohnprojekte statt einsam.

„Ich habe gesehen, wie man vereinsamen kann, wenn der Partner stirbt. Und da habe ich beschlossen: So will ich es nicht“, sagt die 67-jährige Gisela Punke in einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Seit acht Jahren lebt sie mit ihrem Mann in dem Wohnprojekt Gaga in Stade. „GaGa“ steht für „Ganz anders Gemeinsam altern“. Gisela Punke und ihr Mann gehören zu den Initiatoren des Hauses. In 15 Wohnungen leben 20 Bewohnerinnen und Bewohner im Alter zwischen 54 und 84 Jahren. Alle leben autark, doch es gibt auch einen Gemeinschaftraum. Die gemeinsamen Aktivitäten reichen von der Doppelkopfrunde bis hin zum Nachbarschaftscafé.

„Es gibt kleinere Projekte, wo sich 50 Menschen zusammentun, es gibt generationenübergreifende Projekte am Stadtrand mit viel Grün, es gibt Varianten mit viel Privatheit“, erklärt Stadtplanerin Birgit Kasper, Vorstandsmitglied im bundesweiten Forum Gemeinschaftliches Wohnen e.V. „Andere überlegen neue Grundrissprojekte zwischen WG und Privatheit, sie teilen Autos, Werkstatt, Lastenfahrräder. Das Wichtigste ist: eine eigene Haltung dazu zu finden, Leute, die passen – und die passende Rechtsform.“ Einen Überblick über die vielfältigen Projekte und Angebote gibt es unter www.neue-wohnformen.de.

Quellen: vivienda.de, mobil-bleiben.de, wohnen-im-alter.de, stmas.bayern.de, neue-wohnformen.de, sueddeutsche.de, zdf.de, gesundheitsstadt-berlin.de, immonewsfeed.de