Die beständigen Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank kurbeln das Kaufinteresse auf dem Immobilienmarkt weiter an. Stark gestiegen ist die Nachfrage nach Eigentumswohnungen: Deutschlandweit verzeichnete ImmoScout24 ein Plus von 63 Prozent innerhalb eines Jahres, in den acht größten Städten sind es sogar 78 Prozent. Welche Wohnungen sind derzeit am gefragtesten und wie entwickelten sich die Preise im letzten Quartal 2024?

„Noch ist es ein Käufermarkt …“
Die in Deutschland am häufigsten gesuchte Eigentumswohnung hat drei Zimmer, 74 Quadratmeter Wohnfläche und kostet 320.000 Euro, also 4.324 Euro pro Quadratmeter. Dies ergab eine Auswertung des Online-Marktplatzes ImmoScout24 im Dezember 2024 anhand der Kontaktanfragen auf dem Portal. Dieser Mittelwert entspricht in etwa den Preisvorstellungen der Suchenden in Stuttgart, Düsseldorf und dem (etwas teureren) Köln. Spürbar über dem bundesdeutschen Durchschnitt liegen die veranschlagten Quadratmeterpreise in Berlin (5.333 Euro) und Frankfurt (5.877 Euro) – in der Mainmetropole ist die meistgesuchte Wohnung mit 81 Quadratmetern am größten.
In Hamburg liegen die Suchanfragen im Schnitt bei 6.056 Euro und in München, dem bekanntlich teuersten Pflaster Deutschlands, rechnen Kaufinteressenten sogar mit 8.145 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Zwar ist die Wohnung, nach der in der bayerischen Landeshauptstadt am häufigsten gesucht wird, mit 69 Quadratmetern am kleinsten, der Kaufpreis summiert sich dennoch auf stattliche 562.000 Euro. Nicht einmal halb so hoch ist die Summe, die Suchende in Leipzig für ihr Wohneigentum einplanen, in der günstigsten Großstadt Deutschlands liegt der veranschlagte Kaufpreis bei 229.000 Euro für 75 Quadratmeter.
Die meistgesuchte Energieeffizienzklasse liegt deutschlandweit mit „D“ in der Mitte der Skala. Zumindest regional könnte die Energieeffizienz neben den auch in 2025 weiter erwarteten Zinssenkungen ein Grund für die stark gestiegene Nachfrage nach Eigentumswohnungen sein. So zum Beispiel in Hamburg, wo die Immobilienpreise zum Jahreswechsel wieder deutlich anziehen. Hier verteuerten sich Eigentumswohnungen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,46 Prozent, während die Steigerung bei Ein- und Zweifamilienhäusern im gleichen Zeitraum mit 1,7 Prozent deutlich geringer ausfällt. Frank Lösche, Spezialist für Baufinanzierung bei Dr. Klein in Hamburg, erklärt dies damit, dass die meisten zum Verkauf stehenden Häuser eine schlechtere Energieeffizienzklasse aufweisen: „Für künftige Eigentümer ist bei diesen Objekten unklar, welche gesetzlichen Vorgaben für eine energetische Sanierung in Zukunft greifen und wie hoch die Modernisierungskosten unter dem Strich sein werden“, so Lösche. „Um dieses Risiko besser kalkulieren zu können, weichen viele auf Eigentumswohnungen aus, denn hier werden derartige Kosten wenigstens durch alle Parteien in der Hausgemeinschaft geteilt.“
Preise für Eigentumswohnungen ziehen vielerorts an.
Eine Datenanalyse von Dr. Klein ergab, dass die Preise für Eigentumswohnungen in München, Frankfurt, Dortmund, Hannover und Köln im Durchschnitt stärker steigen als die für Ein- und Zweifamilienhäuser. In Stuttgart wurde eine moderate Steigerung von einem Prozent (Eigenheim 0,13 Prozent) ermittelt.
Spitzenreiter bei der Preissteigerung für Appartements ist Dortmund mit 5,35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Deutlich gemäßigter fiel hier die Teuerung für Ein- und Zweifamilienhäuser aus mit nur 0,49 Prozent. Dennoch ist eine Eigentumswohnung in Dortmund immer noch wesentlich günstiger als das Eigenheim, wohingegen in Köln die eigene Wohnung um einige Hundert Euro pro Quadratmeter teurer ist als ein Haus und in Hamburg sogar um gut 1.100 Euro.
Doch es gibt auch gegenläufige Tendenzen. So gingen die Preise für Eigentumswohnungen in Düsseldorf, Berlin und Dresden leicht zurück, während sich das Eigenheim in Berlin um 0,34 und in Dresden sogar um 5,61 Prozent verteuerte.
Insgesamt fällt auf, dass die in der Datenanalyse genannten Verkaufspreise pro Quadratmeter unter den von den Kaufinteressenten auf ImmoScout24 veranschlagten Preisen liegen. „Noch ist es ein Käufermarkt, das heißt, es gibt eine große Auswahl und Verhandlungsspielraum zugunsten der InteressentInnen“, so die Einschätzung von Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Doch langsam, aber sicher schließt sich das Zeitfenster für Preisrückgänge am Immobilienmarkt. „Das Pendel schlägt wieder in Richtung Verkäufermarkt aus“, konstatiert Frank Lösche. Wer kaufen will, sollte also nicht allzu lange warten.
Quellen: scout24.com, Datenanalyse Dr. Klein Trendindikator Immobilienpreise (DTI): 4. Quartal 2024, haufe.de, lbbw.de